Am 9. April 2025 fand vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg eine richtungsweisende Verhandlung statt, die für tausende Spieler in Deutschland enorme Bedeutung haben könnte. Es geht um nichts Geringeres als die Frage, ob Verluste aus Online Casino Spielen, die vor dem 1. Juli 2021 gemacht wurden, zurückgefordert werden können – und zwar dann, wenn das jeweilige Angebot nicht durch eine deutsche Lizenz abgedeckt war.
Der rechtliche Hintergrund: Deutsche Lizenzpflicht vs. EU-Dienstleistungsfreiheit
Vor dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags im Juli 2021 war das Angebot von Online Automatenspielen in Deutschland weitgehend verboten. Zwar agierten viele Anbieter trotzdem auf dem deutschen Markt – oft mit einer Glücksspiellizenz aus Malta oder Gibraltar. Doch deutsche Gerichte stuften diese Angebote häufig als illegal ein, da sie gegen das innerstaatliche Verbot verstießen.
Die entscheidende Frage, die jetzt dem EuGH vorliegt: War dieses nationale Verbot überhaupt mit dem EU-Recht vereinbar, insbesondere mit der europäischen Dienstleistungsfreiheit?
Wenn der EuGH zu dem Schluss kommt, dass das deutsche Verbot zulässig war, dann dürften Anbieter ohne deutsche Lizenz rückwirkend als illegal eingestuft werden – mit potenziell weitreichenden Folgen.
Spieler könnten verlorenes Geld zurückfordern
Für Spieler, die zwischen 2017 und 2021 bei unlizenzierten Anbietern hohe Verluste erlitten haben, könnte ein positives Urteil des EuGH die Tür für Rückforderungen öffnen. Die Argumentation: Wenn ein Anbieter ohne gültige deutsche Lizenz aktiv war, war der geschlossene Glücksspielvertrag möglicherweise nichtig – und gezahlte Einsätze müssten erstattet werden.
Bereits in der Vergangenheit haben deutsche Gerichte in ähnlichen Fällen zugunsten der Spieler entschieden. Jetzt könnte mit der bevorstehenden EuGH-Entscheidung jedoch ein europaweit gültiger Präzedenzfall geschaffen werden.
Brisante Positionen in der Verhandlung
Die mündliche Anhörung in Luxemburg verdeutlichte, wie komplex der Fall ist. Vertreter der beklagten Online Glücksspielanbieter, Klägeranwälte, die Bundesrepublik Deutschland, aber auch Delegationen aus Belgien und Malta sowie die Europäische Kommission wurden angehört.
Besonders bemerkenswert: Die EU-Kommission zeigte sich spielerfreundlich und betonte, dass Rückforderungsansprüche nicht per se rechtsmissbräuchlich seien. Vielmehr müsse der Spielerschutz im Fokus stehen, gerade wenn nationale Regeln in einem Bereich wie Glücksspiel greifen.
Diese Position stärkt die Hoffnung auf ein verbraucherfreundliches Urteil.
Was passiert als Nächstes?
Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs wird in den kommenden Monaten erwartet – womöglich noch im Sommer oder Herbst 2025. Rechtsexperten rechnen damit, dass es massive Auswirkungen auf den deutschen Glücksspielmarkt haben könnte. Denn nicht nur Spieler dürften ihre Verluste geltend machen, sondern auch Anbieter müssten mit einer Welle von Rückforderungen rechnen – insbesondere jene, die ohne GGL-Lizenz agierten.
Online Casinos und Pokerplattformen, die heute legal in Deutschland operieren, beobachten das Verfahren mit Argusaugen. Denn sollte der EuGH Rückforderungen ermöglichen, dürften auch Reputationsfragen neu bewertet werden. Unternehmen mit früheren Grauzonen-Aktivitäten stünden plötzlich ganz anders da.
Klar ist: Die Entscheidung des EuGH könnte den deutschen Glücksspielmarkt rückwirkend verändern – und Tausenden Spielern eine zweite Chance auf ihr Geld geben.