Poker Mathematik für Anfänger und Fortgeschrittene

Die Mathematik im Poker und die Berechnung Ihrer Chancen gehören zu den grundlegenden Faktoren, ob Sie am Ende dauerhaft verlieren oder zu den Gewinnern zählen. Wenn Sie Live-Events im TV schauen, hören Sie häufig das Wort „Bauchgefühl“. Ich kann jedoch sagen, dass die Dinge in der harten Poker-Realität anders aussehen. Treffen Sie mathematisch falsche Entscheidungen, können Sie zwar kurzzeitig gewinnen, aber auf Dauer verlieren Sie garantiert.

Der größte Faktor für ungeübte Spieler ist das Problem der emotionalen Entscheidungen. Gerade wenn es über einen langen Zeitraum nicht gut läuft oder Sie keine guten Hände erhalten – und Ihre Gegenspieler im rechten Moment noch so unwahrscheinlichste Hände gegen Sie treffen. Besonders dann laufen Sie Gefahr, aus der Emotion heraus falsche Entscheidungen zu treffen.

Das Beherrschen der Poker-Mathematik bedeutet für Sie ein tieferes Verständnis des Pokerspiels und infolgedessen eine bessere Kontrolle über Ihre Emotionen. Zur Poker-Mathematik gehört auch zu wissen, dass Sie durchschnittlich über 200 Spielrunden auf ein Paar Asse warten müssen und Sie beispielsweise gegen drei weitere Spieler damit nur rund 65 % Gewinnchancen haben.

Das Pokerspiel besteht aus 52 Karten; daraus ergeben sich grundsätzlich immer mathematische Möglichkeiten. In diesem Artikel behandle ich hauptsächlich die Mathematik des Texas Hold’em Poker, da Texas Hold’em die beliebteste Pokervariante ist und viele mathematische Grundregeln auch auf andere Varianten übertragbar sind.

Texas Hold’em
Beim Texas Hold’em erhalten Sie zu Spielbeginn zwei Karten auf die Hand, die sogenannten Holecards. Danach teilt der Dealer die ersten drei Gemeinschaftskarten aus, den sogenannten Flop, gefolgt von den einzelnen Karten Turn und River. Insgesamt befinden sich am Ende einer solchen Spielrunde bis zu fünf offene Gemeinschaftskarten auf dem Tisch, ergänzt durch Ihre zwei Holecards, mit denen Sie die beste Fünf-Karten-Hand bilden.

Für den besseren Überblick möchte ich mit der Hand-Reihenfolge beginnen, beginnend mit der stärksten Kombination, dem Royal Flush:

Hand-Reihenfolge

  1. Royal Flush: Die höchste Hand im Poker (A-K-Q-J-10 der gleichen Farbe).
  2. Straight Flush: Fünf aufeinanderfolgende Karten der gleichen Farbe.
  3. Vierling: Vier Karten des gleichen Rangs (z. B. 4 Asse).
  4. Full House: Ein Drilling und ein Paar (z. B. 3 Asse und 2 Könige).
  5. Flush: Fünf Karten der gleichen Farbe, aber nicht aufeinanderfolgend.
  6. Straight: Fünf aufeinanderfolgende Karten, unabhängig von der Farbe.
  7. Drilling: Drei Karten des gleichen Rangs (z. B. 3 Asse).
  8. Zwei Paare): Zwei Kartenpaare (z. B. 2 Asse und 2 Könige).
  9. Paar: Zwei Karten des gleichen Rangs (z. B. 2 Asse).
  10. Hohe Karte: Keine der oben genannten Kombinationen, die höchste Karte entscheidet.

Basierend auf den fünf Gemeinschaftskarten und der Kombination mit Ihren zwei Holecards gibt es eine Wahrscheinlichkeit, wie häufig Sie diese Kartenkombinationen erhalten können:

Hand Wahrscheinlichkeit (%) Eine Hand von
Royal Flush 0,000154 % 1 von 649.740
Straight Flush 0,00139 % 1 von 72.193
Vierling 0,0240 % 1 von 4.165
Full House 0,1441 % 1 von 693
Flush 0,197 % 1 von 508
Straight 0,3925 % 1 von 255
Drilling 2,1128 % 1 von 47
Zwei Paare 4,7539 % 1 von 21
Ein Paar 42,2569 % 1 von 2,37
Hohe Karte 50,1177 % 1 von 2

Im Umkehrschluss bedeutet diese Tabelle, dass Sie in den meisten Fällen tatsächlich keine Kombination erhalten. Gegen ein oder mehrere Gegner gewinnen Sie oft mit einer hohen Karte und es kommt selten zu einem Showdown. Aber gerade weil Sie beispielsweise so selten einen Flush oder ein Full House erhalten, trüben diese vermeintlich starken Hände häufig Ihren Blick vor der möglichen Stärke der Hände Ihrer Gegenspieler. Doch darauf komme ich später noch genauer zu sprechen.

Poker Mathematik: Wahrscheinlichkeit

Als Zweites möchte ich Ihnen die Wahrscheinlichkeit der stärksten Starthände aufzeigen und Ihnen damit verdeutlichen, warum viele Spieler viel zu häufig in den Pot involviert sind und was das für Sie schlussendlich bedeutet.

Starthand Wahrscheinlichkeit (%) Eine Hand von
Asse (A-A) 0,4525 % 1 von 221
Könige (K-K) 0,4525 % 1 von 221
Paar Damen (Q-Q) 0,4525 % 1 von 221
Ass-König Suited (A-Ks) 0,301 % 1 von 332
Paar Buben (J-J) 0,4525 % 1 von 221
Paar Zehnen (10-10) 0,4525 % 1 von 221
Ass-Dame Suited (A-Qs) 0,301 % 1 von 332
Ass-König Offsuit (A-Ko) 0,904 % 1 von 110
Ass-Bube Suited (A-Js) 0,301 % 1 von 332
König-Dame Suited (K-Qs) 0,301 % 1 von 332

Poker Mathematik: Wahrscheinlichkeit berechnen

Solche Tabellen finden Sie häufig online, jedoch erklären Ihnen die meisten Poker Seiten nur selten, wie genau solche Prozentchancen entstehen. Daher möchte ich Ihnen mit ein paar Beispielen die Berechnung dieser Prozentsätze näherbringen.

Beispiel 1: Asse (AA)

Beim Poker gibt es insgesamt 52 Karten. Für eine bestimmte Starthand, wie AA, gilt folgende Überlegung: Es gibt 4 Asse im Deck. Die Wahrscheinlichkeit, dass die erste Karte ein Ass ist, berechnet sich ganz einfach, indem Sie die vier Asse durch die 52 Spielkarten teilen:

4/52≈7,6923 %

Da Sie direkt mit der ersten Karte ein Ass erhalten haben, bleiben noch 51 Karten im Deck, darunter drei weitere Asse. Um mit Ihrer zweiten Karte das zweite Ass zu bekommen, teilen Sie die drei verbleibenden Asse durch die verbleibenden 51 Karten:

3/51≈5,8824 %

Um die gesamte Wahrscheinlichkeit, zwei Asse als Starthand zu erhalten, zu berechnen, multiplizieren Sie die beiden Wahrscheinlichkeiten:

(4/52)×(3/51)=12/2652≈0,4525 %

Alternativ können Sie die Chance für die Starthand auch wie folgt ausrechnen:

Zuerst müssen Sie die möglichen Ass-Kombinationen berechnen. Das bedeutet: Vier Asse befinden sich im Deck, und Sie benötigen zwei davon. Da es beim Poker nur vier Karten pro Wertigkeit gibt, ist die Berechnung des Binomialkoeffizienten nicht zu kompliziert:

(4×3)/(2×1)=12/2 = 6 mögliche Kombinationen

Diese Kombinationen lauten:

  • Ah-As (Ace of Hearts und Ace of Spades)
  • Ah-Ad (Ace of Hearts und Ace of Diamonds)
  • Ah-Ac (Ace of Hearts und Ace of Clubs)
  • As-Ad (Ace of Spades und Ace of Diamonds)
  • As-Ac (Ace of Spades und Ace of Clubs)
  • Ad-Ac (Ace of Diamonds und Ace of Clubs)

Ich schreibe hier bewusst auf Englisch, da diese Kürzel in den meisten Poker-Softwares so verwendet werden.

  • Hearts (h) = Herz
  • Spades (s) = Pik
  • Diamonds (d) = Karo
  • Clubs (c) = Kreuz

Im Spiel gibt es (52 × 51) / (2 × 1) = 2.652 / 2 = 1.326 mögliche Kombinationen. Diese Zahl bleibt für die Starthände grundsätzlich gleich.

Unter dem Strich komme ich aber auf den gleichen Wert wie oben. Die Wahrscheinlichkeit, AA als Starthand zu bekommen, ist also:

6/1.326≈0,0045249

Multipliziert mit 100, um den Prozentwert zu erhalten:

0,0045249×100≈0,4525%

Beispiel 2: Ass-König (AK)

Das Ganze berechne ich jetzt noch einmal für die ebenfalls äußerst beliebte Starthand Ass-König. Die erste Berechnung gleicht der Berechnung oben, da Sie ein Ass aus den 52 Karten benötigen.

Ass-König in Poker

Die Berechnung mit zwei verschiedenen Karten verläuft etwas einfacher. Es gibt 16 mögliche AK-Kombinationen dank der vier Asse und vier Könige im Spiel:

4×4=16

Daraus ergibt sich:

16/1.326≈0,01206×100=1,206 %

Für die detaillierte Berechnung:

=4/52≈7,6923 %
=4/51≈7,8431 %
=(4/52)×(4/51)=16/2.652≈0,603 %

Sollten Sie sich wundern, warum das Ergebnis nur die Hälfte beträgt, liegt es daran, dass hier auch die Reihenfolge berücksichtigt wird, also zuerst das Ass, dann der König. Berechnen müssen Sie jedoch auch die Reihenfolge König-Ass:

P(AK oder KA)=2×(4/52)×(4/51)=1,206 %

Ich wollte Sie nicht unnötig verwirren. Sie können gerne Tabellen verwenden, aber ich wollte Ihnen zumindest zeigen, wie Sie die Hände selbst berechnen können. Wie Sie jetzt sicherlich erkennen, liegt hier ein gewaltiges Stück Mathematik der grundsätzlichen Spielstruktur zugrunde.

Spieltipp
Gerade an Pokertischen mit relativ kleinen Einsätzen, egal ob Turniere, Sit-and-Goes oder Cash-Tables, finden Sie häufig Spieler, die fast jede zweite Hand spielen – weil sie einfach die Action lieben und ihnen die Geduld fehlt. Wie Sie sich jetzt schon denken können, müssen Sie im Poker auch einiges an Geduld beweisen, da Sie sicherlich nicht jede Hand spielen sollten. Wie selten die starken Hände auftauchen, wissen Sie ja jetzt.

Diesen Zusammenhang möchte ich Ihnen nun mit einigen weiteren interessanten, allgemeinen Kombinationen und deren Wahrscheinlichkeiten verdeutlichen:

Starthand Anzahl möglicher Kombinationen Wahrscheinlichkeit (%)
Paare (z. B. AA, KK, 22) 78 5,88 %
Zwei verschiedene Karten (z. B. AK) 936 72,53 %
Gleichfarbige Karten (z. B. AKs) 312 23,53 %
Offsuited Karten (z. B. AKo) 624 46,80 %
Jede Hand 1326 100 %

Zur Berechnung der Prozente müssen Sie die Gesamtzahl möglicher Kombinationen der Starthände berücksichtigen: 1.326. Für Paare gilt also:

78/1.326=5,88 %

Generell sollten Sie immer beachten, dass Sie auch mit den besten Starthänden nicht immer gewinnen. Spätestens mit den Gemeinschaftskarten ergeben sich weitere mathematische Möglichkeiten.

All diese Regeln gelten auch für Ihre Konkurrenten. Behalten Sie das stets im Auge, denn sobald Sie die Mathematik beherrschen, sollten Sie Ihr Augenmerk auf Ihre Gegner richten und nicht mehr nur auf Ihr Blatt.

Poker Odds und Outs

In diesem Abschnitt behandle ich die Poker Begriffe Pot Odds, Poker Outs und einige weitere Konzepte. Grundsätzlich bedeuten die Pot Odds die mathematische Wahrscheinlichkeit, wie sich Ihre zwei Holecards auf dem Flop (den ersten drei Gemeinschaftskarten) und im späteren Verlauf auf dem Turn und River verbessern.

Achtung: Hier geht es ausschließlich um die mathematische Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte Kombination zu treffen und nicht um den erwarteten möglichen Gewinn. Punkte wie Expected Value (erwarteter Wert) bespreche ich später.

Was sind Outs?

Outs sind Karten im Deck, die Ihre Hand potenziell verbessern.

Halten Sie beispielsweise zwei Asse in der Hand, können Sie auf ein Drilling (Triple) hoffen, also das dritte Ass. In diesem Beispiel haben Sie zwei Outs, da von den insgesamt vier Assen noch zwei im Deck sind.

  • Es gibt 4 Asse im Deck.
  • Sie halten bereits 2 Asse.
  • Die verbleibenden Asse sind Ihre Outs.

Outs=4−2=2

Oder Sie spekulieren auf einen Flush, da Sie zwei Herzkarten in der Hand halten. Insgesamt gibt es 13 Herzkarten in einem Kartendeck. Da Sie bereits zwei Herzkarten auf der Hand haben, verbleiben noch 11 Herzkarten im Deck. Wenn der Dealer auf dem Flop (den ersten drei Gemeinschaftskarten) zwei weitere Herzkarten ausgibt, verbleiben noch 9 Herzkarten im Deck. In diesem Fall hätten Sie auf dem Turn noch 9 Outs, um Ihren Flush zu vervollständigen.

  • Es gibt 13 Karten einer Farbe.
  • Sie halten 2 Herzkarten auf der Hand, und 2 weitere befinden sich auf dem Board.
  • Die verbleibenden Herz-Karten sind also:

Outs=13−4=9

Was sind Odds?

Auf Grundlage der Outs können Sie nun die entsprechenden Odds berechnen, also die mathematische Poker-Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihre Hand verbessern. Als Grundlage dient immer das 52-Kartendeck.

Was sind Poker Odds

Odds = Karten, die Ihre Hand nicht verbessern / Karten, die Ihre Hand verbessern

Das Beispiel mit den Outs oben diente zur Veranschaulichung. Die eigentliche Odds-Berechnung wird erst ab dem Austeilen der Gemeinschaftskarten relevant.

In diesem Fall möchte ich das Flush-Beispiel erneut aufgreifen, da Sie hier eine relativ hohe Chance haben, den Flush zu treffen. Die Berechnung sieht folgendermaßen aus:

  • Sie halten zwei Herzkarten auf der Hand und zwei weitere befinden sich auf dem Flop. Insgesamt kennen Sie also 5 der 52 Karten, somit bleiben 47 unbekannte Karten im Deck.
  • Es gibt insgesamt 13 Herzkarten, wovon Sie bereits 4 kennen. Es verbleiben also 9 Herzkarten im Deck.

Das bedeutet: Von den verbleibenden 47 Karten helfen Ihnen 9 Karten weiter, 38 Karten nicht (47 – 9 = 38).

Somit bleiben 9 Karten, die Ihnen helfen und 38 Karten, die nicht helfen. Damit können Sie das Verhältnis (die Odds) berechnen:

Odds = 38 / 9 ≈ 4,22

Das bedeutet also, dass Sie in etwa einem von vier Fällen den Flush mit der nächsten Gemeinschaftskarte (Turn oder River) vervollständigen.

Rule of 2 and 4

Die Berechnung der Odds am Pokertisch – und das möglicherweise in Sekundenbruchteilen – ist natürlich schwierig. Glücklicherweise gibt es einen kleinen Trick, der sich „Rule of 2 and 4“ nennt. Zwar stimmen die Werte nicht exakt mit den mathematisch korrekten Wahrscheinlichkeiten überein, aber sie sind nahe genug an der Realität, um sie effektiv im Spiel nutzen zu können.

Die Regel lautet:

  • Multiplizieren Sie Ihre Outs nach dem Flop mit 4.
  • Multiplizieren Sie Ihre Outs nach dem Turn mit 2.

Beispiel:
Outs für einen Flush: 9 Karten.
Mathematische Poker-Wahrscheinlichkeit auf den Flush:

  • Nach dem Flop: 9 × 4 = 36 %.
  • Nach dem Turn: 9 × 2 = 18 %.

Zum Vergleich die korrekte mathematische Berechnung:

Mit zwei verbleibenden Karten (Turn und River):
(Outs×2)/verbleibende Karten im Deck=(9×2)/47=18/47≈38,3 %

Mit einer verbleibenden Karte (nur River):

(Outs×1)/verbleibende Karten im Deck=(9×1)/46=9/46≈19,57 %

Wie Ihnen vielleicht bereits aufgefallen ist, weichen die Prozentzahlen leicht von den exakten Werten ab. Um dies zu korrigieren, gibt es einen weiteren Trick:

  • Addieren Sie nach dem Flop 2.
  • Addieren Sie nach dem Turn 1.

Somit ergibt sich eine neue Faustformel.

Beispiel:
Outs für einen Flush: 9 Karten.
Mathematische Poker-Wahrscheinlichkeit auf den Flush:

  • Nach dem Flop: 9 × 4 + 2 = 38 %.
  • Nach dem Turn: 9 × 2 + 1 = 19 %.
Merken Sie sich also diese Regel
  • Turn und River: Outs × 4 + 2
  • River: Outs × 2 + 1

Poker Odds and Outs Beispiele

Da Sie nun wissen, was Outs sind und wie Sie die Odds berechnen, möchte ich Ihnen noch eine kleine Tabelle mit den wahrscheinlichsten Szenarien an die Hand geben. Diese Szenarien treten so häufig auf, dass es sich lohnt, die folgenden Odds und Outs auswendig zu lernen.

Outs Odds – Flop bis Turn Odds – Flop bis River Beispiel
2 22:1 11:1 Kleineres Paar gegen höheres Paar
3 15:1 7:1 Eine Overcard
4 10:1 5:1 Gutshot Straight Draw
6 7:1 3:1 Zwei Overcards
8 5:1 2:1 Straight Draw (open-ended)
9 4:1 2:1 Flush Draw
12 3:1 1,2:1 Gutshot und Flush Draw
15 2:1 1:1 Flush Draw plus Straight Draw
Kleineres Paar gegen höheres Paar

Kleineres Paar gegen höheres Paar

Ein seltenes, aber beachtenswertes Szenario, besonders wenn Sie eine Hand wie 44, 88 oder 99 halten. Sofern höhere Karten auf dem Board liegen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie mit Ihrer Hand im Nachteil sind. Sie müssen mindestens einen Drilling (Set) treffen. Die Odds dafür betragen etwa 11:1. Bei einem All-In nach dem Flop hätten Sie nur eine 8,33 % Chance, den Drilling zu treffen, was eine Investition nur in seltenen Fällen lohnt.

Eine Overcard

Eine Overcard

Ein weiteres Szenario, bei dem Sie im Zweifel lieber aufgeben sollten. Eine Overcard bedeutet, dass Sie etwa ein Ass halten und darauf spekulieren, dieses zu treffen. Die Odds, ein Ass auf dem Turn zu treffen, liegen bei 15:1, also mageren 6,25 %.

Zwei Overcards

Zwei Overcards

Auch zwei Overcards sind gefährlich, da Sie aktuell nichts auf der Hand haben. Die Chance, sich auf dem Turn zu verbessern, liegt bei 12,5 %. Turn und River zusammen bieten Ihnen eine 25 % Chance, eine Ihrer Overcards zu treffen. Allerdings erhalten Sie diese Gelegenheit selten günstig genug, dass ein Mitgehen oder Erhöhen lohnt.

Straight Draw (Open-Ended)

Straight Draw (Open-Ended)

Ein Open-Ended Straight Draw bedeutet, dass Sie vier aufeinanderfolgende Karten haben und die Straße sowohl am unteren als auch am oberen Ende vervollständigen können. Für beide Enden haben Sie jeweils vier Outs, also insgesamt acht. Die Odds, die Straße auf dem Turn oder River zu vervollständigen, betragen etwa 34 %.

Flush Draw

Flush Draw

Beim Flush Draw haben Sie neun Outs. Aus den vorherigen Rechenbeispielen wissen Sie bereits, dass Sie zu etwa 38 % Ihren Flush vervollständigen.

Flush Draw plus Straight Draw

Flush Draw plus Straight Draw

Einer der besten Fälle, Ihre Hand zu verbessern, ist eine Kombination aus Flush Draw und Straight Draw. Hier haben Sie insgesamt 15 Outs: 9 für den Flush und 6 für die Straße (da zwei der Karten für den Flush auch zur Straße zählen). Bei diesem Szenario haben Sie eine Chance von über 60 %, Ihre Hand auf dem Turn oder River zu treffen.

Profi Mathematik

Sie können jetzt Ihre Outs und Ihre exakten Chancen auf ein bestimmtes Blatt berechnen. Doch jetzt kommt der große Faktor X ins Spiel: Sie sollten grundsätzlich immer im Auge behalten, welche möglichen Blätter Ihre Gegenspieler auf der Hand halten. Dazu sollten Sie auch einberechnen, welchen möglichen Gewinn Sie erzielen können – im Verhältnis zu Ihren Einsätzen.

Pot OddsImplied OddsReverse Implied OddsExpected Value (EV)

Pot Odds

Sie wissen nun, wie hoch Ihre Chancen sind, zum Beispiel mit einem Flush Draw auf dem Turn oder River diese Hand zu vervollständigen und damit vermutlich Ihre Gegenspieler zu schlagen. Jetzt kommen die Pot Odds ins Spiel, die Sie sowohl für sich nutzen können, als auch beachten müssen, wenn Ihre Gegenspieler Sie unter Druck setzen. Die Pot Odds berechnen sich wie folgt:

Pots = Betrag im Pott / zu bringender Einsatz

Beispiel:

Die Chance, Ihren Flush Draw mit 9 Outs auf dem Turn zu treffen, liegt bei ca. 19 %. Der aktuelle Pott beträgt 8 €, und der Gegenspieler setzt 2 €. Der gesamte Pott beträgt jetzt 10 €. Daraus ergeben sich folgende Pot Odds:

Pot Odds = 10/2 = 5 = 5:1

In Prozent: ⅙x100 = 16,67 %

Das bedeutet, Sie müssten 16,67 % des Potts bezahlen, aber Ihre Chance, den Flush zu vervollständigen, liegt bei 19 %. Somit wäre ein Call profitabel.

Umgekehrt können Sie auch einen entsprechenden Einsatz machen, um den Pott zu vergrößern. Mathematisch wäre das korrekt, auch wenn kein Einsatz natürlich die günstigere Lösung wäre. Allerdings müssen Sie in die Zukunft schauen und bedenken: wenn Sie Ihren Flush treffen und der Pott groß genug ist, dass ein weiterer Einsatz für Ihren Gegner zu verlockend wäre – und er Sie somit bezahlt!

Damit komme ich auch schon zu den Impliziten Odds.

Implied Odds

Bei den Implied Odds kommt natürlich etwas Spekulation hinzu. Implied Odds bedeuten eine Erweiterung der Pot Odds. Hier berücksichtigen Sie nicht nur die mathematisch korrekten Chancen, sondern sie helfen Ihnen auch dabei, die Situation besser einzuschätzen und Ihren möglichen Profit zu maximieren.

Implied Odds können ungünstige Pot Odds in günstige verwandeln. Die Formel lautet:

Implied Odds = möglicher zukünftiger Gewinn / zu setzender Betrag

Beispiel:

Sie halten erneut den 9-Outs-Flush-Draw, mit einer 19%igen Chance, diesen auf dem Turn zu treffen und einer 38%igen Chance bis zum River.

Der aktuelle Pott beträgt 8 €, und Ihr Kontrahent setzt 4 €. Der Pott beträgt nun 12 €, und Ihre Pot Odds betragen:

Pot Odds = 12/4 = 3 = 3:1

In Prozent ¼ x100 = 25 %

In der Theorie übersteigt der zu bringende Einsatz (25 %) die 19%ige Chance, Ihre Hand auf dem Turn zu verbessern. Jetzt kommen die Implied Odds ins Spiel.

Sie rechnen damit, dass Ihr Gegenspieler auf einer starken Hand sitzt oder schwer damit tut, eine Hand aufzugeben. Aufgrund Ihrer Erfahrung gehen Sie davon aus, dass Sie mindestens weitere 8 € bis zum Showdown von ihm erwarten können. Die neue Berechnung lautet:

Implied Odds = (12+8) 4 = 5 = 5:1

In Prozent ⅙x100 = 16,67 %

Mit den zusätzlichen erwarteten Einsätzen und der Berechnung der Implied Odds sehen Sie nun einem positiven Ergebnis entgegen.

Reverse Implied Odds

Reverse Implied Odds sind ein ähnlicher Fall wie die Implied Odds, jedoch mit einem negativen Verlauf. Die Reverse Implied Odds berücksichtigen, dass Ihr Gegenspieler möglicherweise eine noch stärkere Hand hält, wie ein Full House, das Ihren Flush schlagen würde. In diesem Fall wäre die oben genannte Hand mit einem Flush nicht profitabel.

Ich bin jedoch kein großer Freund der Reverse Implied Odds. Sie können zwar eintreten, aber oft dazu führen, dass Sie mehr verschenken, wenn Sie aufgrund dieses Verdachts eine starke Hand aufgeben. Eine Ausnahme wäre, wenn mehrere Gegenspieler noch im Pott sind und keiner auch bei hohen Einsätzen bereit ist, die Hand aufzugeben.

Expected Value (EV)

Der Expected Value (EV) setzt sich aus der Gewinnwahrscheinlichkeit und dem möglichen Gewinnbetrag sowie der Verlustwahrscheinlichkeit und dem dementsprechenden Verlustbetrag zusammen. Die Formel lautet:

EV=(Gewinnwahrscheinlichkeit×Gewinnbetrag)−(Verlustwahrscheinlichkeit×Verlustbetrag)

Am besten erkläre ich Ihnen das anhand unseres bereits bekannten Flush Draw Beispiels mit 9 möglichen Outs, dieses Mal jedoch mit den exakten Prozentzahlen.

  • Die Gewinnwahrscheinlichkeit, den Flush auf dem Turn zu vervollständigen, liegt bei: 9/47≈19,15 %
  • Die Verlustwahrscheinlichkeit entsprechend bei: 1-9/47≈80,85 %

EV-Berechnung:

  • Pot wie im ersten Beispiel: 8 €
  • Zu bringender Einsatz: 2 €
  • Gewinnwahrscheinlichkeit: 19,15 %
  • Verlustwahrscheinlichkeit: 80,85 %

Die EV-Berechnung lautet: EV=(Gewinnwahrscheinlichkeit×Gewinnbetrag)−(Verlustwahrscheinlichkeit×Verlustbetrag)

= EV=(0,1915×10)−(0,8085×2)=0,298€

In diesem Fall beträgt der Expected Value rund 30 Cent, was bedeutet, dass dieser Zug langfristig profitabel ist.

Die Berechnung des Expected Value (EV) liefert besonders langfristig nützliche Informationen und wird in einigen Tools verwendet, um zu analysieren, ob Sie in bestimmten Situationen gewinnbringende oder verlustbringende Entscheidungen treffen. Der EV bietet sich besonders zu Analysezwecken an. Weiter unten schlage ich Ihnen noch entsprechende Software vor.

Die Poker Varianz

Im Grunde kennen Sie nun die fundamentalen mathematischen Aspekte des Pokers. Ich möchte jedoch noch gesondert auf den Aspekt „Glück“ eingehen, der auch als Poker-Varianz bezeichnet wird – denn auch wenn Poker oft als Geschicklichkeitsspiel gilt, spielt die Varianz eine große Rolle.

Beim Pokerspiel gibt es viele verschiedene Varianten und einige von ihnen haben eine deutlich höhere Poker-Varianz. Diese zwingen Sie und Ihre Gegenspieler dazu, risikoreicher zu spielen, was die Varianz automatisch erhöht.

Solche Varianten finden Sie hauptsächlich in Turnieren oder Sit & Go Turnieren. Der Grund dafür ist die Geschwindigkeit, mit der die Blinds ansteigen: Dadurch zwingen Sie das Spiel, häufiger Hände zu spielen, die Sie unter normalen Umständen vielleicht eher nicht spielen würden.

Independent Chip Model (ICM)
Hier kommt das äußerst interessante und zugleich komplexe Independent Chip Model (ICM) ins Spiel. Dieses Modell berechnet, wie viel Ihre aktuellen Chips im Vergleich zu den möglichen Preisen wert sind. Das ICM hilft Ihnen, auf mathematischer Ebene zu entscheiden, wann Sie in einem Turnier bei steigenden Blinds All-in gehen sollten oder nicht.

Es gibt zwar Anfängerartikel zum Thema ICM, jedoch bin ich der Meinung, dass dies absolutes Profi-Gebiet ist. Falsche Berechnungen können Sie mehr Geld kosten, als es Ihnen bringt. Möchten Sie aber langfristig ein profitabler Poker Spieler im Turnier- oder Sit & Go-Bereich sein, kommen Sie um ICM nicht herum.

Das Thema hier im Detail zu erklären, würde allerdings den Rahmen sprengen.

Mit steigenden Blinds steigt auch die Notwendigkeit, häufiger All-in zu gehen. In der folgenden Tabelle erhalten Sie einen kurzen, jedoch unvollständigen Überblick, was passiert, wenn Sie mit einer bestimmten Hand All-in gehen und wie Ihre Chancen stehen.

Showdown Wahrscheinlichkeiten
AK vs. 89 60 % für AK
AQ vs. 76 65 % für AQ
KQ vs. JTs 55 % für KQ
AA vs. KK 82 % für AA
JJ vs. AKo 57 % für JJ
TT vs. 55 81 % für TT
88 vs. A7o 68 % für 88
QJs vs. 65s 61 % für QJs
AK vs. QJ 64 % für AK
AKo vs. T9s 60 % für AKo

Wie Sie sehen, sind Sie mit einigen vermeintlich starken Händen gar nicht immer der große Favorit. Letzten Endes können Sie langfristig immer die mathematisch korrekten Entscheidungen treffen und trotzdem kurzfristig oder mittelfristig Verluste machen.

Nehmen Sie etwa den normalen Münzwurf, der Ihnen eine 50/50-Chance auf Kopf oder Zahl bietet. Wenn Sie die Münze 10 Mal werfen, könnte es sein, dass 2-mal Kopf erscheint und 8-mal Zahl. Werfen Sie die Münze 100 Mal, könnte es 40 Mal Kopf und 60 Mal Zahl sein.

Aber je öfter Sie die Münze werfen, desto näher wird das Ergebnis an die 50/50-Verteilung herankommen. Werfen Sie die Münze 1.000 Mal, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie deutlich näher an das tatsächliche 50/50-Ergebnis herankommen.

Beispiel 1: 10 Münzwürfe
20 % Kopf, 80 % Zahl (2-mal Kopf, 8-mal Zahl).

Beispiel 2: 100 Münzwürfe
40 % Kopf, 60 % Zahl (40-mal Kopf, 60-mal Zahl).

Beispiel 3: 1.000 Münzwürfe
49 % Kopf, 51 % Zahl (490-mal Kopf, 510-mal Zahl).

Wie Sie am Münzwurf-Beispiel erkennen, gleicht sich die Varianz im Laufe des Spiels aus. Jedoch sollten Sie beim Pokerspiel immer mit sogenannten Downswings und Upswings rechnen.

Downswings können einen doppelt negativen Effekt erzeugen. Zum einen verlieren Sie Geld, zum anderen verunsichern Downswings den Spieler häufig. Besonders Anfänger, auch wenn sie gut spielen, geraten in solchen Phasen oft in einen dauerhaften Abwärtstrend. Sie passen ihr gutes Spiel an, lassen sich von den Verlusten beeinflussen und beginnen unbewusst, schlechtere Entscheidungen zu treffen.

Um das zu verhindern, helfen Ihnen sogenannte Poker-Tools. Diese liefern Statistiken und geben Ihnen ein objektives Zeugnis über Ihr Spiel.

Poker Mathematik Software

Wenn Sie die Grundlagen und die fundamentale Pokermathematik beherrschen, stehen Sie an der Schwelle zu profitablem Poker. Um diese Schwelle zu überschreiten, sollten Sie tiefer in die Materie einsteigen. Dabei helfen Ihnen verschiedene kostenpflichtige Pokerprogramme, wie der PokerTracker.

Poker Tracker

Der PokerTracker zeichnet Ihr Spiel auf, und Sie können aufgrund der Aufzeichnungen verschiedene Analysen starten. Sie können insbesondere sehen, wie stark Sie in den jeweiligen Positionen spielen oder ob Sie generell die richtigen Entscheidungen treffen. So können Sie schnell erkennen, ob Sie Ihre Asse überspielen oder in zu viele verlustreiche Hände involviert sind.

Als Trainingssoftware für das oben genannte ICM-Modell empfehle ich Ihnen den ICMIZER. Der ICMIZER bietet Ihnen für verschiedenste Formate ein ausgiebiges Training an. Das Training unterstützt nahezu alle relevanten Pokeranbieter und deckt alle relevanten Situationen in Turnieren oder Sit & Go-Spielen ab, wenn es ums Eingemachte geht und Sie vor All-In-Entscheidungen stehen.

Icmizer Poker Mathermatik Software

Poker Mathematik Buch

Neben Trainingssoftware empfehle ich Ihnen dringend, einige wichtige Pokerbücher zu lesen. Grundsätzlich gilt: Sie sollten neben dem Spielen immer auch Poker lernen. Es gibt zwar einige Bücher, die sich stärker auf die Pokermathematik fokussieren, wie Essential Poker Math, jedoch empfehle ich Ihnen prinzipiell Bücher, die das große Ganze behandeln. Auch wenn diese Bücher inzwischen einige Jahre alt sind, gelten für mich die Werke von Dan Harrington als Goldstandard – sowohl seine Cash- als auch seine Turnierbücher.

Ein ebenfalls sehr hilfreiches Werk mit viel Fokus auf Poker-Mathematik ist die mehrteilige Serie Erfolg bei Pokerturnieren von Eric Lynch, Jon van Fleet und Jon Turner. Diese Bücher behandeln sowohl die Theorie als auch praktische Beispiele und Übungen.

Nur wer die Pokermathematik beherrscht, pokert erfolgreich!

Die Hände zu kennen, die Regeln zu beherrschen oder zu glauben, gut bluffen zu können, macht Sie beim Pokerspiel nicht zu einem Gewinner. Wenn Sie erfolgreich Poker spielen möchten, müssen Sie die Pokermathematik beherrschen. Sicher kennen Sie den Spruch, dass Poker leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern ist. Und “meistern“ bezieht sich hauptsächlich auf die Zahlen.

Poker entpuppt sich auf den zweiten Blick als ein äußerst komplexes Spiel mit einer tiefgründigen Mathematik, die selbst den klügsten Köpfen viel Fleiß und Übung abverlangt. Auch wenn Sie nach Jahren glauben, ein guter Pokerspieler zu sein und sich zumindest mit Ihren Gewinnen einen Restaurantbesuch leisten können, bleibt immer noch viel Luft nach oben. Spielen und Lernen sollten beim Pokerspiel stets Hand in Hand gehen. Wenn Sie nur spielen, ohne zu lernen, laufen Sie Gefahr, sich schlechte Angewohnheiten anzueignen – selbst wenn Sie das Spiel eigentlich in- und auswendig kennen.

FAQ

Was ist Poker Mathematik?

Warum ist Poker Mathematik wichtig?

Was sind Poker Outs?

Was sind Poker Odds?