Poker-Skandal: ACR-Profi Ebony Kenney mit RTA-Tool erwischt?

Die Poker-Community ist erneut in Aufruhr: Die bekannte Pokerspielerin und Americas-Cardroom (ACR)-Markenbotschafterin Ebony Kenney steht im Verdacht, während eines Online-Turniers ein Real-Time Assistance (RTA)-Tool genutzt zu haben. Ein auf Instagram veröffentlichtes Video zeigt, dass Kenney während eines ACR-Events Zugriff auf einen GTO-Chart hatte – ein Hilfsmittel, das Spielern in Echtzeit mathematisch optimale Entscheidungen vorschlagen kann.

Hat Kenney wirklich betrogen?

Kenney selbst weist die Vorwürfe zurück. Sie erklärte, dass sie das Tool nach einer verlorenen Hand geöffnet habe, um die Situation zu analysieren – allerdings nur, während sie nicht aktiv an einer Hand beteiligt war. Dies sei ihrer Meinung nach nicht als Cheating einzustufen. Dennoch bleibt die Frage offen, ob bereits das Nachschlagen während eines laufenden Spiels einen unfairen Vorteil darstellt.

ACR reagierte mit einer Stellungnahme und erklärte, dass das Bild, das Kenney mit einem offenen RTA-Tool zeigt, bereits Anfang 2024 kursierte. Nach ihrer Untersuchung gebe es keine Beweise dafür, dass sie das Tool aktiv zur Entscheidungsfindung genutzt habe (Quelle: pokernews.com).

Poker-Community kritisiert ACRs Reaktion

Trotz der Entwarnung seitens ACR äußerten sich zahlreiche Poker-Profis kritisch und zeigten sich besorgt über den Umgang mit möglichen Regelverstößen. Der deutsche Online-Poker-Star Benjamin „bencb789“ Rolle betonte, dass bereits das Analysieren von Händen mit GTO Wizard während eines laufenden Spiels Spielern einen erheblichen Vorteil verschaffen kann. Selbst wenn das Tool nicht direkt während einer Hand benutzt wird, kann das Studium von optimalen Lösungen zwischen den Händen das künftige Spielverhalten beeinflussen und zu einer verzerrten Wettbewerbssituation führen.

Matt Berkey und Doug Polk, beide bekannte Stimmen in der Poker-Community, teilten ähnliche Bedenken und warnten vor Plattformen, die Cheating-Vorfälle nicht konsequent ahnden. Sie forderten strengere Kontrollen und klare Regeln, die von allen Plattformen durchgesetzt werden sollten, um die Fairness zu gewährleisten.

Ein weiteres Problem für ACR: Dies ist nicht das erste Mal, dass ein Markenbotschafter des Anbieters in einen RTA-Skandal verwickelt ist. Erst vor wenigen Wochen geriet der argentinische Pokerprofi Nacho Barbero, ebenfalls ACR-Repräsentant, in die Kritik, nachdem bekannt wurde, dass er während einer Session ebenfalls ein RTA-Tool offen hatte. Der Skandal sorgte für erheblichen Aufruhr in der Community, da Barbero sich damit verteidigte, dass er das Tool lediglich für Coaching-Zwecke genutzt habe.

ACR reagierte damals mit einer sehr zurückhaltenden Stellungnahme und spielte den Vorfall herunter – ein Verhalten, das bereits damals für Unmut sorgte. Die nun wiederholten Enthüllungen lassen Zweifel an der Glaubwürdigkeit und Transparenz der Plattform aufkommen. Viele Spieler fordern daher ein härteres Durchgreifen gegen Verstöße, um das Vertrauen in die Fairness von Online-Poker zu erhalten.

Wie reagiert die Pokerwelt?

Die Vorfälle werfen ernsthafte Fragen zur Sicherheit und Integrität von Online-Pokerplattformen auf. Gerade in High-Stakes-Turnieren, wo es um sechs- oder siebenstellige Beträge geht, sind faire Bedingungen entscheidend, um das Vertrauen der Spieler zu wahren. Viele Pokerprofis, darunter auch bekannte Streamer und Content-Creators, diskutieren nun darüber, ob bestehende Plattformen wie ACR, GGPoker oder PokerStars ausreichend Maßnahmen gegen Cheating und RTA-Nutzung ergreifen.

Während einige Kenneys Erklärungen akzeptieren und ihr zugutehalten, dass sie möglicherweise unbedacht gehandelt hat, bleiben andere skeptisch. In Foren und auf Social Media wird spekuliert, wie oft solche Tools tatsächlich verwendet werden, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt.