Trotz eines deutlichen Anstiegs im Online-Segment verzeichnet der Schweizer Glücksspielmarkt 2024 erstmals einen Rückgang. Die Gründe dafür sind vielfältig – und betreffen auch das benachbarte Liechtenstein.
Landbasierte Casinos verlieren an Boden
Die offiziellen Zahlen des Schweizer Casino Verbands zeigen: Die Einnahmen der terrestrischen Spielbanken gingen 2024 zurück. Selbst mit steigender Aktivität im digitalen Bereich konnte dieser Rückgang nicht vollständig kompensiert werden. Während Online-Casinos weiter wachsen, kämpfen stationäre Anbieter mit sinkenden Besucherzahlen und schärferen Regulierungen.
Dieser Trend spiegelt sich auch in anderen europäischen Märkten wider. Doch in der Schweiz fällt besonders auf, wie deutlich die Abhängigkeit vom stationären Glücksspiel nach wie vor ist – trotz moderner Digitalangebote.
Online-Casinos wachsen weiter – aber nicht schnell genug
Im Jahr 2023 setzten die zehn offiziell lizenzierten Schweizer Online-Casinos rund 286 Millionen Franken um – ein Plus von 14,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Für 2024 wird ein weiteres Wachstum angenommen, doch die Dynamik reicht nicht aus, um die Verluste auf der landbasierten Seite auszugleichen.
Der Schweizer Online-Markt ist stark reguliert. Die Online-Anbieter dürfen ausschließlich in Kooperation mit landbasierten Casinos betrieben werden – ein Modell, das zwar für Spielerschutz sorgt, jedoch das Innovationspotenzial hemmen kann.
Illegale Anbieter gewinnen an Bedeutung
Ein gravierendes Problem stellt der wachsende Anteil illegaler Online-Casinos dar. Laut einer Studie von KPMG lag das Marktvolumen nicht-lizenzierter Anbieter 2023 bei 180 Millionen Franken, was rund 40 % des gesamten Online-Glücksspielmarkts in der Schweiz entspricht.
Diese Anbieter agieren außerhalb des kontrollierten Rahmens, bieten keinen effektiven Spielerschutz und entziehen sich der Steuerpflicht – ein Problem, das nicht nur wirtschaftliche Folgen hat, sondern auch sozialpolitische.
Auswirkungen auf Liechtenstein: Spielsperren zeigen Wirkung
Besonders drastisch zeigt sich die Regulierung durch die Ausweitung der Schweizer Spielsperre auf Liechtenstein. Seit Anfang Januar 2025 dürfen rund 100.000 gesperrte Spieler aus der Schweiz auch in den liechtensteinischen Casinos nicht mehr spielen. Die Folge: Ein Rückgang der Besucherzahlen um bis zu 85 % in Liechtensteins Spielbanken.
Damit wirkt sich die Schweizer Regulierung auch über die Landesgrenzen hinaus aus – ein deutliches Zeichen für die wachsende Bedeutung grenzüberschreitender Maßnahmen im Glücksspielbereich.
Pokeranbieter unter Druck?
Für Pokerseiten und Anbieter in der Schweiz könnte sich dieser Trend langfristig bemerkbar machen. Zwar ist Online-Poker weiterhin beliebt, doch strengere Kontrollen, sinkende Umsätze im Gesamtmarkt und der wachsende Druck durch illegale Plattformen erfordern neue Strategien.
Wer auf dem Schweizer Markt erfolgreich bleiben will, muss nicht nur auf Sicherheit und Spielerschutz setzen, sondern auch innovative Ansätze im digitalen Angebot bieten – etwa durch Krypto-Zahlungen, Community-Features oder Turnierformate, die gezielt auf legale Spieler zugeschnitten sind.
Blick nach vorn
Auch wenn die Zahlen 2024 rückläufig sind, bleibt der Schweizer Markt für Anbieter mit klarem Fokus auf Regulierung und digitale Angebote attraktiv. Online-Poker-Plattformen mit solider Lizenz und transparenter Kommunikation könnten langfristig davon profitieren – vor allem dann, wenn illegale Anbieter konsequent zurückgedrängt werden.