Poker Turniere begeistern durch gigantische Preisgelder, unnachahmliche Spannung und strategische Finessen. Ob beim Online- oder Live-Poker: Turnierpoker schreibt die spannendsten Geschichten und fordert Spieler durch einzigartige Dynamiken heraus.
So gewann Pius Heinz 2011 in Las Vegas das WSOP-Main-Event und damit rund 8 Millionen Euro Preisgeld. Sein Pendant, der Deutsche Moritz Dietrich (33), siegte beim 5.000-Dollar-Main-Event der World Series of Poker Online-Edition auf GGPoker und kassierte beeindruckende 3,6 Millionen Euro. Doch wie genau funktionieren Pokerturniere? Im Folgenden erfahren Sie alles, was Sie dazu wissen müssen.
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Einführung: Poker Turniere im Überblick
Im Gegensatz zu den sogenannten Cash-Tables, an denen Sie sich direkt mit echtem Geld mit Ihren Mitspielern messen, bezahlen Sie für die Teilnahme an einem Turnier eine Art Gebühr, das sogenannte Buy-in. Für diese Startgebühr erhalten Sie eine entsprechende Anzahl Chips, die Sie für Ihre Einsätze verwenden. Ihr Ziel ist es, durch geschicktes Spielen alle Gegenspieler zu eliminieren und am Ende den Hauptpreis zu gewinnen.
Wie bei anderen Turnieren, etwa im Fußball, geht es darum, so viele Gegenspieler wie möglich auszuschalten und am Ende das Turnier und den Hauptpreis zu gewinnen. Je nach Turnierformat sitzen zwischen zwei und zehn Spieler am Tisch. Die weltgrößten Pokerturniere können jedoch Tausende Teilnehmer haben, die um Preisgelder in Millionenhöhe spielen.
Poker Turnier Grundlagen
Poker Turniere gibt es in unglaublich vielen Varianten, wie Hold’em, Omaha, Stud und vielen weiteren. Dazu können Sie Poker Turniere mit zwei, sechs, neun oder mehr Spielern spielen. Es gibt Sit-and-Go-Turniere, Turniere mit schnellen oder langsamen Blinds, kleine Einsätze oder mit Rebuys. Falls das jetzt etwas zu viel ist: Keine Sorge – ich kläre Sie Schritt für Schritt auf.
Anmeldung und Startgebühren
Für Live Poker Turniere ist in der Regel eine Voranmeldung beim Veranstalter nötig, entweder direkt vor Ort oder online. Da Live Turniere oft nur eine begrenzte Anzahl an Spielern zulassen, sollten Sie dies unbedingt mit dem Ausrichter klären. Online finden Sie bei jeder Poker-Software eine sogenannte Turnierlobby, in der Sie die Regeln und alle verfügbaren Turniere sehen können. Poker-Apps ermöglichen es den Spielern, spannende Turniere jederzeit und überall zu genießen, mit zusätzlichen Vorteilen wie einfacher Anmeldung und schneller Statistikverfolgung.
Vor dem Spielen sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Poker Turniere in verschiedenen Preiskategorien angeboten werden. Die folgenden Kategorien geben einen allgemeinen Überblick, es gibt jedoch auch Turniere, die nicht in diese Einteilung passen:
1. Freeroll-Turniere
- Buy-in: Kostenlos
- Preisgelder: Kleinere Echtgeldpreise oder Tickets für größere Turniere
- Spieleranzahl: Häufig Hunderte bis Tausende Teilnehmer
- Niveau: Viele unerfahrene Spieler
2. Micro-Stakes Turniere (bis 5 $)
- Buy-in: 1 $ – 5 $
- Preisgelder: Oft wenige Hundert Dollar
- Spieleranzahl: Hunderte bis Tausende Spieler, niedrige Buy-ins locken viele Freizeitspieler an
- Strategie: Aggressives Spiel, besonders in der frühen Phase
3. Low-Stakes Turniere (bis 20 $)
- Buy-in: 5 $ – 20 $
- Preisgelder: Zwischen 500 $ und 5.000 $
- Spieleranzahl: Mehrere Hundert bis Tausend
- Strategie: Mischung aus Freizeit- und erfahrenen Spielern
4. Medium-Stakes Turniere (bis 100 $)
- Buy-in: 20 $ – 100 $
- Preisgelder: Zwischen 5.000 $ und 50.000 $
- Spieleranzahl: 100 bis 1.000 Spieler
- Strategie: Mehr erfahrene Spieler, sogenanntes tighteres Spiel
- Beispiel: Fast jeder Pokerraum bietet sonntags oft spezielle Turniere an
5. High-Stakes Turniere (über 100 $)
- Buy-in: 100 $ – 10.000 $+
- Preisgelder: Über 100.000 $, manchmal Millionenpreisgelder
- Spieleranzahl: 50 bis 500, nur selten mehr Spieler
- Strategie: Professionelles Niveau
- Beispiel: WSOP Main Event
Late Registration
Poker Turniere starten zu festgelegten Zeiten, die Sie der Lobby oder dem Turnierplan entnehmen. Viele Pokerräume bieten die sogenannte Late Registration an, bei der Sie sich noch nachträglich für ein Turnier anmelden können (häufig bis zu einer Stunde nach Beginn). Einige Turniere mit Late Registration erlauben auch Mehrfachanmeldungen, falls Sie während dieser Phase ausscheiden.
Rebuy
In bestimmten Turnieren gibt es die Möglichkeit eines Rebuys, falls Sie alle Ihre Chips verlieren. Mit einem Rebuy erhalten Sie erneut den Startstack des Turniers. Einige Rebuy Turniere erlauben auch, sich doppelt einzukaufen und mit der doppelten Anzahl an Chips zu spielen.
Wo sie am Pokertisch sitzen und warum
Bei Live Poker Turnieren lost der Veranstalter den Sitzplatz in der Regel aus. Auch bei Online Turnieren erhalten Sie einen zufälligen Sitzplatz. Ein Großteil der modernen Poker-Software erlaubt es Ihnen jedoch, die Tischposition so zu drehen, dass Sie beispielsweise am unteren Bildschirmrand sitzen, falls Sie dies bevorzugen.
Da bei einem Turnier häufig viele Spieler an vielen Tischen sitzen, greift das sogenannte Table Balancing. Das bedeutet, dass der Veranstalter oder die Software die Tische immer ausgeglichen gestalten. Sollten an einem Tisch weniger Spieler sitzen, füllt der Veranstalter oder die Software den Tisch entsprechend auf.
Im Verlauf des Turniers scheiden Spieler aus – und ab einem gewissen Punkt löst die Software oder der Veranstalter regelmäßig Tische auf, um die verbleibenden Spieler an andere Tische zu verteilen.
Chips, Blinds und Blind-Level
Damit Poker Turniere nicht ewig dauern, gibt es die sogenannten Blinds und Blind-Level, die in regelmäßigen Abständen steigen. In jedem Poker Turnier gibt es den Small Blind und den Big Blind – das sind Zwangseinsätze, die die Spieler am Tisch im Uhrzeigersinn nacheinander zahlen müssen. An einem Tisch mit neun Spielern zahlen Sie innerhalb von neun Runden einmal den Big Blind und einmal den Small Blind.
In manchen Turnieren oder in späteren Phasen gibt es zusätzlich eine Ante, einen weiteren Zwangseinsatz, den alle Spieler bezahlen. Die Ante entspricht oft einem Big Blind pro Tischrunde oder etwa 10 % des Big Blind.
Die Blinds steigen im Verlauf des Turniers stetig an und setzen die Spieler zunehmend unter Druck, wodurch die Action am Tisch forciert wird. In normalen Turnieren steigen die Blinds alle 10 oder 15 Minuten. Bei Turbo-Formaten steigen die Blinds schneller, etwa alle fünf Minuten, und bei Hyper-Turbo-Turnieren noch in kürzeren Abständen.
Ein Beispiel für eine typische Blindstruktur online oder live:
Blind-Level | Blinds (Chips) | Dauer pro Level (Online/Live) |
Level 1 | 10/20 | 10 min (Online) / 30 min (Live) |
Level 5 | 100/200 | 10 min (Online) / 30 min (Live) |
Level 10 | 500/1000 | 10 min (Online) / 30 min (Live) |
Level 20+ | 2000/4000+ | 10 min (Online) / 30 min (Live) |
Preisgelder / ITM und der Final Table
In einem Poker Turnier geht es wie beim Cashgame letztlich darum, Geld zu gewinnen. Beim Turnierpoker gewinnen Sie aber nur Geld, wenn Sie die Preisränge erreichen, also ITM (in the money) kommen. Das Preisgeld hängt von der Anzahl der Teilnehmer ab und natürlich von der Höhe des Buy-ins, der Startgebühr. Nicht in den Preispool fließt die sogenannte Gebühr (Fee) des Pokerraums, die häufig 10 % des Buy-ins beträgt. Ausnahmen sind die kostenlosen Freeroll-Turniere.
Die Poker Turnier Payout-Struktur
- Für einen großen Teil der Poker Turniere gilt, dass die besten 10 bis 15 % der Spieler einen Preis gewinnen.
- Der Gewinner bekommt dabei üblicherweise den größten Anteil, der oft zwischen 30 und 40 % des gesamten Preispools beträgt.
- Die Payout-Struktur staffelt sich stark: Während die ersten Geldränge oft nur wenig mehr als das ursprüngliche Buy-In bringen, lohnt sich das Erreichen des sogenannten Final Tables.
Beispiel einer Payout-Struktur eines normalen Turniers mit einem 10 $ Buy-in und 1.000 Teilnehmern: Der gesamte Preispool beträgt 10.000 $, und die Aufteilung sieht so aus:
Platzierung | Anteil am Preispool (%) | Preisgeld (in $) |
1. Platz | 40 % | 4.000 |
2. Platz | 20 % | 2.000 |
3. Platz | 10 % | 1.000 |
4. Platz | 5 % | 500 |
5. Platz | 4 % | 400 |
6.–10. Platz | 1 % | 100 (je Platz) |
11.–20. Platz | 0,5 % | 50 (je Platz) |
21.–50. Platz | 0,2 % | 20 (je Platz) |
51.–100. Platz | 0,1 % | 10 (je Platz) |
Unterschiedliche Payout-Strukturen nach Turnierart
Das oben genannte Beispiel gilt für normale Poker Turniere, die sogenannten MTTs (Multi-Table-Turniere). Es gibt jedoch verschiedene Turnierarten, die sich stark in der Payout-Struktur unterscheiden:
- MTT (Multi-Table-Turniere): Siehe Beispiel oben. Häufig gewinnen bis zu 15 % der Teilnehmer einen Preis.
- Freeroll-Turniere: Wegen der großen Teilnehmerzahlen und kleineren Preispools gewinnt oft nur eine kleine Anzahl von Spielern.
- Bounty-Turniere: Bei Bounty Poker Turnieren fließt nur ein Teil des Buy-ins in den Preispool. Jeder Spieler erhält außerdem ein Kopfgeld, das beim Ausscheiden an den siegreichen Kontrahenten geht.
- Garantierte Turniere (GTD): Bei einem GTD-Turnier gibt es einen festgelegten Mindestpreispool. Diese Turniere garantieren oft hohe Preisgelder, auch wenn die erforderliche Anzahl an Teilnehmern nicht erreicht wird. Beispiel: Ein Turnier garantiert 100.000 €, auch wenn nur 80.000 € an Buy-ins in den Preispool fließen.
Turnierarten
Ergänzend zur Preisstruktur der oben genannten Turniere möchte ich Ihnen einen vollständigen Überblick über die verschiedenen Arten von Poker Turnieren geben. Ich beginne mit den eher klassischen Varianten und gehe dann auf speziellere Poker Turnierarten ein.
Klassische Poker Turnierarten
Bitte beachten Sie, dass diese Turnierarten oft in Kombinationen in der Turnierlobby auftauchen. So gibt es insbesondere Heads-Up-Turniere im MTT- oder Freezeout-Format. Der grundlegendste Unterschied liegt zwischen Multi-Table-Turnieren und Sit-and-Go-Turnieren.
1. MTT (Multi-Table-Turniere):
- Mehrere Tische
- Lange Turnierdauer, oft mit hohen Preispools (z. B. Sunday Million bei Pokerstars).
- Starten zu festen Zeiten.
2. Freezeout:
- Kein Wiedereinstieg möglich (late registration, Rebuy
- Häufigste Turnierart.
3. Sit-and-Go (SNG):
- Beginnt, sobald eine feste Anzahl von Spielern erreicht ist
- Häufig kleine Turniere mit, oft nur mit einem Tisch
- Früher häufig, heute bedauerlicherweise nicht mehr überall zu finden.
Spezielle Poker Turnierarten
1. Bounty-Turniere:
- Spieler erhalten zusätzlich Kopfgelder für das Ausschalten von Gegnern.
- Häufig sehr aggressives Spiel am Tisch
2. Turbo-Turniere:
- Schnellere Blind-Erhöhungen (oft alle 5 Minuten).
- Kürzere Turnierdauer
3. Deep Stack:
- Eine deutlich höhere Anzahl anstatt Chips
- Häufig längere Blind-Level
- Lange Turnierdauer
4. Satellite-Turniere:
- Qualifikationsturniere für anschließende Turniere, Sie gewinnen Turniertickets und kein Echtgeld.
5. Rebuy-Turniere:
- Während der Rebuy-Phase, die oft zwischen einer und zwei Stunden dauert, können Sie beim Verlust Ihrer Chips diese nachkaufen.
- Spieler tendieren in dieser Phase zu aggressivem Spiel.
6. Add-On-Turniere:
- Viele Rebuy-Turniere bieten nach der Rebuy-Phase ein Add-on an, bei dem Sie noch einmal zusätzliche Chips kaufen können, um Ihren Stack zu vergrößern.
7. Heads-Up Turniere:
- 1-gegen-1-Duelle, vergleichbar mit einem K.-o.-Turnier wie bei der Fußball-WM, bei dem Sie in jeder Runde einen Gegner ausschalten müssen.
Achtung: Verschiedene Pokerarten
Falls Sie sich jetzt wundern, warum ich nichts von Omaha, Stud oder anderen Pokerarten erwähne: Die Turnierarten und deren Strukturen unterscheiden sich bei den verschiedenen Pokerarten nicht. Die grundlegende Struktur eines MTT-Turniers bleibt dieselbe, egal ob Sie Texas Hold’em oder Omaha spielen.
Strategie in Pokerturnieren
Auch heute, über ein Jahrzehnt nach dem großen Poker-Boom, lohnt es sich für den ambitionierten Pokerspieler, das Spiel zu lernen, sich weiterzubilden und Strategien zu entwickeln. Dies ist kein detaillierter Strategieartikel und auch keine konkrete Anleitung, aber ich möchte Ihnen einen kleinen Überblick geben, worauf Sie achten sollten. Ich passe die Empfehlungen an das jeweilige Spielniveau an, basierend auf den genannten Limits:
- Einsteiger: Freeroll und Micro Limits
- Fortgeschrittene: Low und Mid Stakes
- Profis: High Stakes und aufwärts
Strategien für Poker Turnier Einsteiger
Als Einsteiger sollten Sie die grundlegenden mathematischen Prinzipien verstehen, die Position und die verschiedenen Spielvarianten kennen. Lesen Sie Artikel wie diesen hier, vermeiden Sie aber veraltete und oberflächliche Beiträge. Kaufen Sie sich lieber ein solides Grundlagenbuch.
Sobald Sie die Basics verstanden haben, sollten Sie sich im Einsteiger- bzw. Micro-Stakes-Bereich folgende Fähigkeiten aneignen:
- Spielen Sie tight-aggressiv: In den Micro Stakes spielen viele Spieler zu viele Hände. Konzentrieren Sie sich auf eine enge Handrange, wie hohe Paare (AA, KK) oder starke Starthände (AK, AQ). Spielen Sie diese Hände aggressiv, versuchen Sie, einen Mitspieler zu isolieren und gehen Sie als Favorit in die weiteren Spielrunden.
- Blinds stehlen: Besonders, wenn es Richtung Geldränge geht, sollten Sie beginnen, regelmäßig die Blinds zu stehlen. Gerade im Anfängerbereich versuchen viele Spieler, sich in die Preisränge zu retten. Da aber nur die vorderen Plätze wirklich lukrativ sind, sollten Sie Ihre Chip-Basis jetzt aufbauen. Stehlen Sie mit Händen wie K-10 oder A-7.
- Notizen machen: Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Erstellen von Notizen zu Ihren Gegenspielern, z. B. über deren Handranges oder wiederkehrende Spielmuster, die Sie später ausnutzen können.
Auf dem Weg zum fortgeschrittenen Spiel können Sie auch beginnen, Software wie Poker Tracker zu verwenden. Stellen Sie jedoch sicher, dass der Pokerraum die Nutzung solcher Software erlaubt.
Strategien für Fortgeschrittene im Turnier Poker
Als fortgeschrittener Spieler gelten Sie, wenn Sie die Micro Stakes erfolgreich schlagen und zumindest konstant ein kleines Plus erzielen. Dies gelingt Ihnen nur durch ein ausdauerndes, langfristiges Studium des Pokerspiels. Damit sind Sie bereits besser als mehr als die Hälfte aller Pokerspieler.
- Bubble-Phase: Viele Spieler spielen in dieser Phase zu vorsichtig. Gute Spieler nutzen diese Situation, um sich einen Chipstack aufzubauen, mit dem sie andere Spieler unter Druck setzen. Nutzen Sie die Angst Ihrer Gegenspieler, um sich eine dominierende Position zu verschaffen und am Ende am Final Table zu landen.
- ICM (Independent Chip Model: ICM zielt darauf ab, die mathematisch besten Entscheidungen am Tisch zu treffen. Das ICM-Modell hilft besonders in Turnieren oder Sit-and-Go-Turnieren dabei, Ihre Chips in Bezug auf die Turnierphase und die Preisgelder zu bewerten und optimale All-in-Entscheidungen zu treffen.
- GTO (Game Theory Optimal): GTO geht noch einen Schritt weiter und bildet die Grundlage für eine theoretisch perfekte Spielweise. GTO ist jedoch äußerst komplex und erfordert viel Übung. Spezielle GTO-Trainingsportale wie gtowizard.com bieten KI-basierte Software an. Allerdings kostet eine solche Software auch einen stolzen Preis.
Profi-Strategien in Poker Turnieren
Spätestens jetzt schlagen Sie nahezu alle Limits profitabel. Das können nur die wenigsten Spieler von sich behaupten. Es bedeutet, dass Sie alle vorherigen Konzepte vollständig beherrschen.
Pokerprofis zeichnen sich durch stetiges Lernen und den Ehrgeiz aus, sich ständig zu verbessern. Da sich das Pokerspiel kontinuierlich weiterentwickelt und neue Formate entstehen, ist es für den Profi ein ständiger Kampf, sich im „Haifischbecken“ über Wasser zu halten.
Situationen wie das Squeeze Play, das aggressive Spiel in der Bubble-Phase, balancierte Bet-Sizes, Value Betting oder das Expected Value-Konzept sollten Sie bereits als Fortgeschrittener angehen und beherrschen. Profis verfeinern ihre Strategien und finanzieren ihren Lebensunterhalt mit Poker. Sie spielen dementsprechend auch deutlich mehr – und am oberen Limit kommt es auf die Feinheiten an.
9 teure Fehler bei Poker Turnieren
Im besten Fall wissen Sie jetzt, wie man erfolgreich Poker Turniere spielt. Trotzdem passieren auch den erfahrensten Spielern immer wieder Fehler, die sich unbemerkt einschleichen und am Ende unnötig Geld kosten. Vermeiden Sie deshalb die folgenden 9 Fehler:
1. Falsches oder unpassendes Format spielen:
- Spielen Sie ausschließlich Turnierformate, die Sie kennen, beherrschen oder zumindest verstehen.
- Beispiel: Sie melden sich als Anfänger für ein Turbo-Turnier an, kommen aber schlecht mit den steigenden Blind-Levels zurecht. Oder Sie melden sich am Abend für ein sogenanntes Deepstack-Turnier, vergessen aber dabei, dass ein solches Turnier gut und gerne 9 Stunden oder mehr dauern kann.
2. Zu passiv spielen:
- Auch den besten Spielern passiert es immer wieder, besonders in der Anfangsphase, zu häufig mit passablen Händen zu callen und dabei die Gelegenheit zu verpassen, beispielsweise einen Pot oder die Blinds zu stehlen. Häufig passiert dies durch Unachtsamkeit und das Nichtbeachten der eigenen Position.
- Beispiel: In später Position folden Sie eine Hand wie A-10 anstatt zu raisen.
3. Überspielen marginaler Hände:
- Viele Spieler bluffen, aber ein großer Teil der Bluffs sind keine echten Bluffs. Lassen Sie sich nicht auf Turniergeplänkel mit schwachen Händen ein, um am Ende viele Chips zu verlieren.
- Beispiel: Sie spielen Preflop aggressiv ein Paar Buben, doch auf dem Flop erscheinen ein Ass und ein König bei zwei oder drei verbleibenden Spielern. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie geschlagen sind, ist hoch.
4. Bubble falsch spielen:
- Behalten Sie den Turnierverlauf im Auge und erkennen Sie rechtzeitig, wann die Bubble-Phase beginnt. Beginnen Sie frühzeitig aggressiv zu spielen, um Chips zu sammeln.
- Beispiel: Sie haben es versäumt, aggressiv zu spielen – und mit Ihrem kleinen Stack können Sie keinen Druck mehr auf Gegenspieler ausüben.
5. Schlechte Position ignorieren:
- Viele Spieler unterschätzen die Bedeutung der Position am Tisch und spielen zu häufig schwache Hände aus früher Position.
- Beispiel: Sie erhöhen früh mit K-J, aber hinter Ihnen erhöht ein anderer Spieler und ein weiterer bezahlt. Wahrscheinlich liegen Sie hinten und haben unnötig Chips riskiert.
6. Blindes Bluffen:
- Unkontrolliertes Bluffen ohne eine echte Chance auf Verbesserung der Hand kann dazu führen, dass Sie gegen stärkere Hände verlieren.
- Beispiel: Sie bluffen gegen einen „Calling-Station“-Spieler, der fast nie aufgibt. Am Ende verlieren Sie den Showdown, weil Sie nichts auf der Hand haben.
7. Selbstüberschätzung:
- Viele Spieler überschätzen sich nach einigen wenigen erfolgreichen Turnieren. Solange Sie nicht über hunderte Turniere hinweg konstant gewinnen, sollten Sie vorsichtig bleiben.
- Beispiel: Sie gewinnen 80 $ in einem Micro-Stakes-Turnier und spielen danach ein 10 $ oder 20 $ Turnier, ohne genügend Erfahrung oder der notwendigen Bankroll.
8. Einsätze erhöhen, wenn es schlecht läuft (Tilt):
- Wenn es nicht gut läuft, ist es fatal, die Einsätze zu erhöhen, um Verluste schnell wieder auszugleichen.
- Beispiel: Nach mehreren unglücklichen Händen in 5- oder 10-Dollar-Turnieren spielen Sie plötzlich 20- oder 50-Dollar-Turniere, in der Hoffnung, die Verluste zurückzugewinnen.
9. Fehlendes verantwortungsbewusstes Spielen:
- Langfristiger Erfolg hängt vom Bankroll-Management ab. Spielen Sie ein Limit nur mit ausreichend großer Bankroll, mindestens dem 100-Fachen des Buy-ins.
- Beispiel: Sie zahlen 100 $ ein und sollten maximal 1-Dollar-Turniere spielen, auch wenn es verlockend ist, höhere Turniere zu spielen.
Unterschied zwischen Live und Online Poker Turnieren
Zwar unterscheiden sich die grundlegenden Regeln und mathematischen Prinzipien nicht, jedoch gibt es deutliche Unterschiede zwischen einem Live Turnier und einem Online Turnier.
Einerseits kommt bei Live Turnieren die besondere Atmosphäre ins Spiel, andererseits spielt die Körpersprache eine wichtige Rolle. Manche Spieler beherrschen das Spiel der Selbstbeherrschung und des Lesens der Gegenspieler besser als andere. Beim Online Poker dagegen zählen primär Spieltheorie und Mathematik die wichtigste Rolle.
Live-Turniere | Online-Turniere | |
Atmosphäre | Sie sind körperlich anwesend, die Nervosität spielt eine Rolle. | Das Spiel ist anonym und es gibt keine physischen Tells. |
Geschwindigkeit | Das Spiel ist häufig langsamer. | Gewöhnlich gibt es kürzere Blind-Stufen in Online-Turnieren. |
Anzahl der Tische | Nur ein Tisch möglich, viele Casinos bieten auch nur zeitgleich ein Turnier an. | Mehrere Tische gleichzeitig möglich. Manche Anbieter erlauben bis zu vier, andere sogar mehr Tische zur gleichen Zeit. |
Ablenkungen | Geräusche oder Zuschauer lenken ab, dazu Gespräche oder Provokationen der Konkurrenten am Tisch. | Individuelle Ablenkungen zu Hause, die sich normalerweise aber steuern lassen. |
Strategie | Live liegt ein größerer Fokus auf dem Verhalten der Gegenspieler. | Online basiert das Spiel eher auf den mathematischen Grundlagen. |
Bluffen | Bluffs spielen in Kombination mit den sogenannten Tells eine große Rolle. | Online unterliegen Bluffs (bereits auf dem mittleren Limits) häufig den Outs sowie Implied Odds. |
Ich möchte noch abschließend die Vorteile von Online Poker, aber auch die Vorteile des Live Pokers für Sie erläutern.
Vorteile von Online Turnier Poker:
- Das generelle theoretische Niveau liegt oft unter dem (vergleichbarer Turniere) im Online-Bereich.
- Selbstsichere, selbstbeherrschte Personen, die das Verhalten anderer Menschen gut einschätzen können, verstehen es, daraus eine Menge Profit zu schlagen.
- Außerdem bietet Ihnen das Live Casino eine unnachahmliche Atmosphäre, häufig mit exzellentem Service und netten, aufmerksamen Mitarbeitern.
Nachteile von Online Turnier Poker:
- Im Online Poker können Sie als geübter Spieler mehrere Tische gleichzeitig spielen und damit Ihren langfristigen Gewinn erhöhen, da Sie die sogenannte Varianz* ausgleichen können.
- Beim Online Poker können Sie besser trainieren, mathematische Konzepte ausprobieren sowie verschiedene Poker-Turnierformate testen.
- Für gewöhnlich spielen sich Online Turniere schneller und actionreicher.
- Beim Online Poker können Sie verschiedene Analysetools und Charts verwenden.
- Sie können bequem von zu Hause aus spielen, sich eine Pizza bestellen und sich einen entspannten Abend machen – idealerweise mit einem Gewinn am Ende des Tages.
*Varianz und ROI
Langfristig zählen beim Poker mathematisch richtige Entscheidungen und die reale Gewinnchance. Es gibt gute Phasen, aber auch Zeiten, in denen es nicht gut läuft – diese Schwankungen heißen Varianz. Der ROI (Return on Investment) hingegen bildet den langfristigen Gewinn ab. Gute Turnierspieler, die mehrere hundert oder tausend Turniere spielen, erreichen oft einen ROI von 20 % oder mehr. Das bedeutet, dass diese Spieler bei einem 10 $ Turnier im Durchschnitt 2 $ gewinnen.
Hilfsmittel und Tools für Online-Poker Turniere
Während Ihnen beim Pokerturnier im Live Casino nur Notizzettel und Kugelschreiber zur Verfügung stehen, können Sie bei Online Pokerturnieren aus einer Vielzahl an Hilfsprogrammen schöpfen. Für Turnierpoker bei Ihrem bevorzugten Anbieter gibt es verschiedene Tools und Softwarelösungen. Bitcoin Poker wird immer beliebter aufgrund schnellerer Auszahlungen und höherer Anonymität, während Online Poker Boni Spielern helfen, ihre Bankroll schon zu Beginn zu erhöhen.
Zum Trainieren von typischen Situationen erfreuen sich besonders die nachfolgenden Programme großer Beliebtheit. Vor allem das GTO-Konzept gilt heute als das Nonplusultra:
- PioSolver: Vermutlich die derzeit beliebteste GTO-Trainingssoftware. Sie bietet komplexe Berechnungen und Post-Flop-Strategien.
- GTO+: Eine preisgünstigere und benutzerfreundliche Alternative zu PioSolver. Besonders gut geeignet für Anfänger.
- Simple Postflop: Beliebt für schnelle Berechnungen von Post-Flop-Situationen.
- GTO Wizard: Ein komplettes GTO-Tool mit Handanalysen, GTO-Strategien und einem ausgiebigen Trainingsmodus. GTO Wizard gehört allerdings zu den teuersten Softwarelösungen.
- Snowie: Nutzt KI zur Simulation von GTO-Spielzügen und Handanalysen.
- MonkerSolver: Speziell für GTO-Analysen in Omaha und No-Limit Hold’em.
- ICMIZER: Kombiniert ICM- und GTO-Entscheidungshilfen für Turnierpoker. Funktioniert auch auf Smartphones.
Turnierpoker zu lernen, gehört zu den wichtigsten Grundlagen, um ein erfolgreicher Spieler zu werden. Dabei sollten Sie einerseits Ihre Fortschritte messen (wie Ihren aktuellen ROI), andererseits sollten Sie detaillierte Informationen über Ihre Gegenspieler sammeln, besonders über jene, die häufig an Ihrem Tisch sitzen. Für diese Zwecke empfehle ich die folgenden Programme:
- PokerTracker 4: Detaillierte Statistiken und ein HUD (Heads-Up Display) zur Analyse Ihrer Gegner und Ihres eigenen Spiels.
- Hold’em Manager 3: Bietet ebenso vielfältige Analysen wie PokerTracker. Mit einem Tisch-Overlay, das Ihnen während des Spiels Statistiken einblendet.
- SharkScope: Auf der Webseite von SharkScope können Sie die Ergebnisse und Entwicklungen einzelner Spieler verfolgen. Allerdings ist dieses Tool nicht mehr so effektiv wie früher, da einige Anbieter den Zugriff auf Spieldaten eingeschränkt haben.
Wichtiger Hinweis: Nicht alle Pokeranbieter erlauben die Nutzung der genannten Tools und Programme. Beispielsweise verbietet GGPoker die Nutzung von Tools wie PokerTracker. Stellen Sie daher sicher, dass Sie Programme wie ICMIZER, PioSolver oder Hold’em Manager vor dem Spielen schließen.
Online Pokerturniere – vielfältig und lohnenswert
Ich hoffe, dass ich Ihnen in diesem Artikel die Funktionsweise von Poker Turnieren näherbringen konnte und Sie nun mit einem besseren Überblick in Ihre Pokerzukunft starten. Erarbeiten Sie sich zunächst die Poker-Grundkenntnisse, machen Sie sich mit den verschiedenen Turnierformen vertraut und entwickeln Sie Ihre Strategien. Beginnen Sie mit kleinen Turnieren.
Das Wichtigste dabei: Lernen, lernen, lernen – sowie üben, üben, üben. Setzen Sie sich für Ihre Pokerturnierkarriere kleine Ziele, lernen Sie in Etappen und setzen Sie das Gelernte konsequent um. Überlegen Sie, ob sich der Kauf einer der genannten Software-Lösungen für Sie lohnt, sobald Sie die Grundlagen beherrschen.
Weiterhin empfehle ich Ihnen, sich einschlägige Pokerliteratur anzuschaffen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!