Wie Wettanbieter immer weiter in den Profifußball vorstoßen

Sportwetten und Fußball, was vor Jahren noch als undenkbar galt, ist heute zur Normalität geworden. Seit Sportwetten in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern legalisiert wurden, haben sich die Anbieter schnell unter die Sponsoren der Vereine gemischt. Es gibt kaum mehr einen Verein in einer der europäischen Top Ligen, der nicht einen Wettanbieter zumindest als Sponsorenpartner hat. Wie groß das Ausmaß mittlerweile ist, zeigt das Ergebnis einer jüngsten Recherche von Investigative Europe. 

Entstand im Laufe der Jahre sogar eine Abhängigkeit der Vereine?

 Die Daten von Investigative Europe sind zweifellos beeindruckend. Die Nachforschungen der Journalisten haben ergeben, dass heute zwei Drittel der 442 Vereine aus den Spitzenligen einen oder gar mehrere Werbeverträge mit einem Sportwettenanbieter abgeschlossen haben. Insgesamt wurden Daten aus 31 Erstklassenligen in der EU und Großbritannien ausgewertet und von den dort registrierten 442 Vereinen werden 296 von Wettportalen gesponsort. Aber mehr noch statistisch betrachtet tragen die Spieler jedes dritten Vereins ein Logo eines Wettanbieters auf ihrem Trikot.  

 In Deutschland ist dies mit dem VFB Stuttgart jedoch nur ein Verein. Ist hierzulande also alles weit weniger schlimm? Mitnichten, denn 15 der 18 Bundesligisten haben zwar keinen Haupt- aber dennoch einen Sponsorenvertrag mit Wettanbietern geschlossen. In den Niederlanden, Österreich, Schweden, Tschechien und Ungarn sind es sogar alle erstklassigen Klubs. Für die Wettanbieter ist dies ein Geschäft, das sich auszahlt.

Sie erzielen 70 % ihrer Umsätze mit Online Wetten und diese können schließlich von jedem Ort der Welt platziert werden. Was gäbe es Besseres, um dort Aufmerksamkeit zu erhalten, als in einem Atemzug mit einem der Schwergewichte des europäischen Fußballs genannt zu werden?

Die Premier League ist das mit Abstand größte Ziel der Wettbranche

 Die englische Premier League wird weltweit verfolgt. Hier stehen schließlich zahlreiche der Top Spieler unter Vertrag. Elf Teams der höchsten Spielklasse England haben einen Hauptsponsor aus der Wettbranche auf der Brust. Die Sponsorendeals lohnen sich für die Vereine allemal, denn allein diese elf Teams können sich über Einnahmen in Höhe von 135 Millionen US-Dollar freuen.

Wie wichtig die Partner aus der Wettbranche in England mittlerweile sind, zeigt ein weiteres Beispiel. Am Eröffnungswochenende der Premier League wurden rund 30 000 Werbespots für Sportwettenanbieter im englischen Fernsehen, Radio oder auf sozialen Medien ausgestrahlt!

Die Rufe danach Werbung für Sportwetten einzuschränken, werden immer lauter

 Es war ausgerechnet die englische Premier League, die als erste Top Liga Europas über ein Werbeverbot von Wettanbietern diskutierte. In Spanien wurde im Jahre 2021 zumindest die Trikotwerbung verboten. Dann wären da noch die Niederlande, wo ab Sommer 2025 alle Profiklubs ihre Werbeverträge mit Wettsponsoren beenden müssen.

Etwas, dass Suchtexperten wie Charles Livingston der WHO bereits seit langem fordern. Für ihn liegt der Kern des Problems darin, dass die Wettbranche 80 % ihrer Einnahmen mit Spielsüchtigen generiert. Deshalb sei sie darauf angewiesen, dass sich ständig neue Kunden anmelden. Diese Neukunden würden nämlich diejenigen ersetzen, die buchstäblich bereits Haus und Hof verspielt hätten.